Christiane Benner, die Erste Vorsitzende der IG Metall, konnte die Stimmung im Saal gar nicht deutlicher zusammenfassen: »Wir erwarten, dass die Politik liefert«, rief sie energisch und erhielt dafür den zustimmenden Applaus der Gäste im Alten Wasserwerk Bochum. Die Politik müsse »den Standort auf Vordermann bringen«. In ihrem Grundsatzreferat hatte Benner zuvor deutlich gemacht, wie brenzlig die Lage in Deutschland ist. »Wir verlieren jeden Monat 10000 Arbeitsplätze.« Das Land brauche einen Plan, und die IG Metall habe bereits einen vorgelegt: Elf Punkte umfasst er, und im Mittelpunkt stehen: Investitionen, Investitionen, Investitionen. Für die Arbeitsplätze. In die Bildung. Für den Wohlstand und den sozialen Zusammenhalt. »Jeder hier in der Region weiß, was passiert«, sagte sie, »wenn bei Thyssenkrupp die Lichter ausgehen.« Die IG Metall werde »um jeden Arbeitsplatz kämpfen«. Dass was passieren muss, da stimmte ausdrücklich auch der Vertreter der Arbeitgeber zu – auch wenn man über den richtigen Weg aus der Krise sicher nicht immer übereinstimme, sagte Martin Jonetzko, Geschäftsführer des Metallverbands Ruhr-Niederrhein, »das liegt in der Natur der Dinge«.
Wie wichtig Investitionen in die Infrastruktur sind, machte Sezgin Oezen deutlich, Betriebsratsvorsitzender der Benteler Steel Tube in Dinslaken. »Wir bringen unsere Röhren mit der Bahn zum Kunden.« Die heruntergewirtschaftete Bahn aber spart dann auch noch am Personal, und die logistischen Herausforderungen für das Unternehmen würden so immer größer.
Dennoch gibt es Grund zu Optimismus, sagte Alina Schmiemann, Vertrauenskörperleiterin bei Siemens Energy in Duisburg. Ihr Betrieb habe schwere Zeiten hinter sich. Seit Jüngstem aber gehe es aufwärts, weil das Unternehmen Produkte für den Kampf gegen den Klimawandel herstelle. Und schon schimmerte das nächste Problem durch: der Fachkräftemangel. »Wir suchen noch Auszubildende«, erklärte die Betriebsrätin.
Was also tun? Es braucht Zuversicht, das hatte Bärbel Bas, Bundestagpräsidentin, schon in ihrem Grußwort der Veranstaltung betont. Und entschiedenes Eintreten für die Interessen der Beschäftigten in der Industrie. »Wir gehen auf die Straße«, kündigte Christiane Benner an und warb für den Aktionstag der IG Metall am 15. März, der in fünf Städten gleichzeitig stattfindet, unter anderem in Köln.