Stahlnachrichten, 03. Juli 2025 Unternehmen legt Giftliste vor

Eine lange Streichliste, aber nach wie vor wenige Ideen, die in die Zukunft weisen: In der heutigen Verhandlung um die Restrukturierung von TKSE hat das Unternehmen einmal mehr gezeigt: Eigene Zukunftspläne gibt es nicht.

4. Juli 2025 4. Juli 2025


Belegschaft soll auf 200 Millionen Euro verzichten +++ Arbeitgeber attackiert tarifliche und betriebliche Leistungen +++ Statt Restrukturierung und Zukunft durch Transformation jetzt Sanierung +++ Jetzt geht es ans Eingemachte +++

Eine lange Streichliste, aber nach wie vor wenige Ideen, die in die Zukunft weisen: In der heutigen Verhandlung um die Restrukturierung von TKSE hat das Unternehmen einmal mehr gezeigt: Eigene Zukunftspläne gibt es nicht. Das, was dem Vorstand wichtig ist, sind erst mal harte, finanzielle Einschnitte bei den Beschäftigten. Die Bereitschaft, selbst die nötigen Mittel für einen Restrukturierungstarifvertrag und einen Weg in die Zukunft zur Verfügung zu stellen, hat das Unternehmen einmal mehr nicht erkennen lassen.

Stattdessen wird erwartet, dass die Belegschaften sich mit 200 Millionen Euro an der Restrukturierung beteiligen – pro Jahr. Die Beschäftigten sollen das Sparprogramm bei TKSE mit ihren Löhnen, Sonderzahlungen und Zukunftsperspektiven bezahlen.

Unbestritten ist, dass die wirtschaftliche Lage bei Thyssenkrupp Steel Europe extrem angespannt ist. „Es ist bereits fünf nach zwölf, so traurig es ist, TKSE ist zum Sanierungsfall geworden“, sagt IG Metall-Verhandlungsführer Knut Giesler. „Aber ein derart harter Griff ins Portemonnaie unserer Kolleginnen und Kollegen ist mit der IG Metall nicht zu machen.“

Wir erwarten auch Sicherheiten für die Zukunft. Das heißt: Investitionen, keine betriebsbedingten Kündigungen, keine Standortschließungen und ausreichende finanzielle Mittel für einen guten Ausstieg aus dem Unternehmen. Hier erwarten wir vom Unternehmen mehr Fantasie, als nur auf den Geldbeutel der Beschäftigten zu schauen. In den Verhandlungen dieser Woche hat das Unternehmen eine umfangreiche Streichliste präsentiert. Jeder einzelne Punkt davon ist ein brutaler Einschnitt und ein Angriff auf tarifliche und betriebliche Errungenschaften.

Beispiele gefällig? Urlaubsgeld und Weihnachtsgeld: sollen weg. Eine Stunde Arbeit pro Woche: soll weg – Arbeitsverdichtung ohne Lohnausgleich. Vermögenswirksame Leistungen: sollen weg. Ausbildung und Übernahmen: sollen abgebaut oder ganz gestrichen werden. Und das sind nur vier der zehn übelsten Forderungen. Mit ihnen will der Arbeitgeber die Personalkosten um zehn Prozent senken.

In der kommenden Woche werden die Verhandlungen fortgeführt. Dabei „geht es ans Eingemachte und langsam ins Endspiel“, sagt Giesler. Höchste Zeit also, dem Vorstand zu demonstrieren, dass die Kolleginnen und Kollegen solidarisch zusammenstehen und geschlossen hinter der IG Metall und den Betriebsräten stehen. An den einzelnen Standorten sind Informationsrunden der Betriebsräte geplant. Was und wo genau passiert, erfahrt Ihr bei Eurem Betriebsrat und den Vertrauensleuten vor Ort.

Klar ist: „Dabei kommt es auf jede und jeden von Euch an. Auf Eure Stimme. Eure Haltung. Eure Präsenz“, sagt Giesler.

 


 


Zehn Griffe in Euren Geldbeutel

Der Vorstand will sämtliche tariflichen Zusatzleistungen ersatzlos streichen. Hier kommt die Giftliste:

 

33 statt 34 Stunden-Woche

Das bedeutet nicht nur weniger Geld, sondern auch eine höhere Arbeitsbelastung. Denn in weniger Zeit muss ohne Lohnausgleich die gleiche Arbeit geschafft werden.

Nullrunden bei Tariferhöhungen 

Eine zu erwartende Erhöhung aus der nächsten Tarifrunde soll bei TKSE unter den Tisch fallen. Die Inflation steigt aber weiter. Der Einkaufswagen wird also nicht mehr so voll wie früher.

Alle tariflichen Einmalzahlungen fallen weg

Damit sind auch Urlaubs- und Weihnachtsgeld futsch

Keine Jubiläumszahlungen mehr

Das bedeutet nicht nur weniger Geld, sondern auch weniger Respekt

Kürzere Arbeitszeit für Außertarifliche

Weniger Arbeit gleich weniger Geld. Denn einen finanziellen Ausgleich wird es nicht geben. Also: Gehaltskürzung.

Vergütung für Rufbereitschaft wird gekappt

Wer einspringt, soll künftig nur noch die Hälfte erhalten

Keine sechs freien Tage für Außertarifliche mehr 

Arbeit statt Erholung – freie Tage müssen sich die Beschäftigten zurückkaufen. Das kommt einer Gehaltskürzung gleich.

Weniger Auszubildende, keine Übernahmen

Der Arbeitgeber will sich an den Schwächsten gesundstoßen. Er raubt Azubis ihre Perspektive - schäbig.

Wintertage adé

Der tariflich gesicherte freie Tag wird einfach so gestrichen.

Weniger Rücklagen fürs Alter

Die Vermögenswirksamen-Leistungen sollen ausgesetzt werden. Damit schmilzen die Ersparnisse für später.

03.07.2025 – Flugblatt Stahlnachrichten